Heute möchte ich Ihnen ein ganz besonderes Buch vorstellen:
Das kulinarische Erbe der Alpen
von Dominik Flammer und Sylvan Müller
Quelle: AT-Verlag, Schweiz
Erscheinungsdatum: September 2012
Preis: 78,00 €
Seitenzahl: 368 Seiten
Liest man das 368 Seiten starke Buch „Das kulinarische Erbe der Alpen“ von Dominik Flammer und Sylvan Müller, so erfährt man von Gemüsesorten und Früchten, Wildpflanzen und Fischraritäten, Tierrassen und Getreidetraditionen, von denen die meisten von uns noch nie gehört haben. Ob es um Molkenkaramell aus dem Bregenzerwald, Süsswassersardinen aus dem Comersee, Marmorataforellen aus dem slowenischen Soca-Tal oder Leindotteröl aus Niederbayern geht, in zehn Kapiteln erzählt «Das kulinarische Erbe der Alpen» von der Vielseitigkeit der Ernährung im Alpenraum, von den Einflüssen der wandernden Hirten und dem globalisierten Handel der Neuzeit und vom Wandel in der Ernährungskultur in Zeiten der Not. Und von traditionellen Produkten, Produktionstechniken und ihren Produzenten. Ergänzt wird das Buch durch ein umfangreiches Verzeichnis der alpinen Delikatessraritäten und ein Register mit allen Produzenten und Bezugsadressen. Das Buch steht unter dem Patronat von Slow Food International, das Vorwort schreibt Slow-Food-Gründer Carlo Petrini.
Wie würzt man im Alpenraum mit Holz und Harz? In welche Lebkuchen kommt Kubebenpfeffer und in welche Würste Piment? Wo kommen die Sulmtaler Hühner her, und wer züchtet noch die Capra grigia? Welche Frucht steckt hinter der «Schönen von Einigen» und welche hinter der «Ronde de Montignac». Und warum haben schon die Römer für die Leber von Süsswasserfischen aus den Voralpenseen gemordet? Traditionelle Produkte und ihre Produzenten erzählen von der Ernährungsgeschichte des Alpenraums.
Faszinierend sind auch die großformatigen ausdrucksstarken Schwarz-Weiß-Fotografien von Sylvan Müller, der die Produzenten dieser Köstlichkeiten auf künstlerisch hohem Niveau in ihrem Wirkungsfeld dokumentiert hat. In Luzern geboren, schließt Sylvan Müller 1994 die Ausbildung zum Fotografen ab, realisiert zahlreiche große Reportagen und gründet 1996 fabrik studios, deren Mitinhaber er bis im Jahre 2011 ist. Präzise und doch verspielte Stills sind sein Markenzeichen. Mittlerweile ist Sylvan Müller wieder solo unterwegs und arbeitet an Projekten die ihn bewegen: Essen und Trinken, und die Geschichten die es darüber zu erzählen gibt. Seine Kochbücher sind keine Rezeptsammlungen, eher liebevoll gestaltete Erzählbände über Menschen in Küchen und an Tischen, und deren kulinarischen Obsessionen. Dominik Flammer beschäftigt sich bereits seit seiner Jugend mit der Geschichte, der Herkunft und dem Einfluss von Lebensmitteln auf unsere Kultur. 1966 geboren, arbeitete er zwanzig Jahre als freischaffender Journalist, war Korrespondent der Schweizerischen Depeschenagentur (SDA) und Wirtschaftsredakteur sowie Ressortleiter bei der Zürcher »Weltwoche«. Seit 2001 betreibt er in Zürich die Kochschule Shoppenkochen und konzentriert sich heute auf das Foodscouting und das Schreiben von Büchern und Drehbüchern über die Geschichte der Ernährung und Kulinarik. Die historischen Bilder stammen von Monica Rottmeyer, die zusammen mit drei Partnern die Recherchefirma Public History in Zürich betreibt und sich auf umfassende historische Recherchen spezialisiert hat. Ein Buch, welches mich als Archäologin und Foodjournalistin, die sich seit mehr als zwanzig Jahren mit der Ernährungsgeschichte der Menschheit beschäftigt, begeistert und welches klar zeigt, dass es nicht nur konsumierenden Mainstream, sondern auch noch bewusst handelnde Menschen mit Sinn für die Erhaltung der biologischen Vielfalt gibt.
Ein literarisches Meisterwerk, welches in keinem Bücherregal fehlen darf.
Petra Pettmann M.A. , Foodjournalistin & Archäologin, www.pettmann.de
Copyright Foto: AT-Verlag, Sylvan Müller